Reisebericht Valle Verzasca
Am Freitag, 6.9.2013, machten wir uns auf den Weg ins Valle Verzasca in der schönen Schweiz zum Flusstauchen. Einige waren zum ersten Mal bei dieser Tour dabei – umso aufregender also. Im Vorfeld hatte man schon so einiges gehört: der Weg zum Tauchplatz sei „gefährlicher" als das Tauchen in der Strömung. Als Voraussetzung für die Anmeldung wurde ausreichende körperliche Fitness aufgeführt. Es klang bereits nach einem Taucherlebnis der anderen Art.
Erst einmal bezogen wir unser gemütliches Hotel und futterten uns durch das leckere 3-Gänge-Menü am Freitagabend. Bei Wein und Grappa stimmten wir uns auf das bevorstehende Abenteuer ein.
Der Samstagmorgen hielt blauen Himmel und Sonnenschein für uns bereit. Das war schon mal ein guter Start. Gestärkt durch das reichhaltige Frühstück, bekamen wir von Torsten unser Tauchplatz-Briefing. Wir wurden auf alle Eventualitäten vorbereitet und erhielten die Anweisung, so „nackt" wie möglich zu tauchen. So manch einem Taucher fiel es schwer, sich von seinen Tauchaccessoires zu trennen Auch das Jacket sollte offen bleiben, damit man leicht herausschlüpfen kann, falls man unter einem Fels hängenbleibt.
Nachdem wir in zwei Gruppen auf Torsten und Oli aufgeteilt wurden, ging es per Auto zum Tauchplatz... naja... fast zum Tauchplatz. Wir stellten unser Auto auf einem Parkplatz ab und begutachteten erst einmal von oben den Fluss... gefühlt von ganz weit oben! Schnell war klar, warum körperliche Fitness unabdingbar war: mit voller Montur mussten wir wahrlich über Stock und Stein zum Fluss hinunterklettern. Aber: der Weg ist ja bekanntlich das Ziel – oder zumindest in diesem Fall ein Teilziel. Gut aufgewärmt durch den abenteuerlichen Abstieg, stürzten wir uns schnell ins kühle grün-blaue Nass. Das Wasser hatte angenehme 16°C und jeder normalerweise noch so verfrorene Taucher genoss die Erfrischung nach diesen körperlichen Anstrengungen. So konnte man auch endlich schwerelos ganz entspannt die herrliche Bergwelt bestaunen - begleitet vom Rauschen des Flusses: wunderschöne Formatierungen und Farbschattierungen der Felsen in den Gumpen.
Unter Wasser ging es genauso schön weiter! Jeder Tauchgang startete gegen die Strömung und ging so weit wie möglich flussaufwärts. Die natürliche Grenze bestand entweder aus einem Wasserfall oder zu flachem Wasser. Dann ging es mit der Strömung zurück bis zum Einstieg, der durch ein quer gespanntes Seil markiert war. Da sich die Strömungsverhältnisse sehr schnell ändern können, dient das Seil auch dazu, dort zur Not „hängen" bleiben zu können.
Die Sicht unter Wasser war wunderbar und die Schönheit der Felsformatierungen setzte sich unter der Wasseroberfläche fort. Vereinzelt konnte man kleine Fische beobachten oder Köchelfliegerlarven. Interessant war es, die Gewalt der Natur zu spüren: je näher man einem Wasserfall kam, umso schwieriger war das Vorwärtskommen – abhängig davon, wie weit weg vom Grund man tauchte. So einen Wasserfall quasi „von unten" zu betrachten, ist sehr beeindruckend! Die Könner tauchten auch direkt darunter hinein und ließen sich herumwirbeln. Dann ging es wieder ganz gemütlich mit der Strömung zurück zum Einstieg.
Jeder Tauchplatz hatte seine eigenen Tücken: an einer Stelle konnte man nur mit Hilfe eines Seils ins Wasser, da der ausgespülte Fels an dieser Stelle sehr steil war. An der „Brücke", einem sehr bekannten Tauchspot, war der Weg zwar nicht so steil, aber sehr weit. Hier gab es außerdem viele „normale" Touristen, also Nicht-Taucher, und Badegäste, die zum Teil von den Felsen ins Wasser hüpften. Das Wasser war dort leider sehr flach, dass der Tauchgang schon nach recht kurzer Zeit zu Ende war.
Die Stärkung beim leckeren Italiener mittags war hart verdient und auch schnell wieder aufgebraucht. Hungrig wie die Bären stürzten wir uns aufs Abendessen im Hotel und ließen den Tag wieder mit Wein und Grappa gemütlich ausklingen. In der Nacht begann es dann heftig zu gewittern und zu regnen. Beim Blick am Sonntag aus dem Fenster wurde schnell klar, dass weitere Tauchgänge nicht möglich sein würden.
Nach dem Frühstück fuhren wir noch einmal zum ersten Tauchspot vom Tag zuvor. Der Weg hinunter wäre durch den Regen viel zu rutschig gewesen. Beeindruckend war die reißende Kraft des Flusses im Gegensatz zu gestern, dessen Wasserpegel deutlich angestiegen war. Diese Strömung wäre nicht bezwingbar gewesen.
Wir haben uns gefreut, dass die Witterung am Samstag für uns mitgespielt hat. Zum Abschluss machten wir noch einen Zwischenstopp an der Staumauer. Das ist der Schauplatz des berühmten Bungee-Sprungs aus Goldeneye. Dieser kann dort gegen entsprechende Bezahlung nachvollzogen werden. Wir konnten es kaum glauben: ein Verrückter nach dem anderen stürzte sich die mehr als 200 m mit einem lauten Schrei in die Tiefe. Wir bevorzugten die Zuschauer-Perspektive.
Damit ging dieser spannende Wochenendausflug zu Ende! Ein Tauch- und Körpererlebnis der besonderen Art, das wir auf alle Fälle weiterempfehlen können!